"Du sollst Dir kein Bildnis machen"
Erlaubt oder nicht?
Theorie und Praxis des biblischen Bilderverbots bei den Juden.
Überarbeitete und ergänzte Version eines Vortrags, gehalten am College der Jüdischen
Gemeinde Bern, 2003
Die vorliegende Schrift analysiert zunächst die sprachliche Formulierung des Bibeltextes. Wie
wurde er im Laufe der Geschichte interpretiert und uminterpretiert? Und wie manifestierte sich die
jeweilige Interpretation in der Wortwahl bei Übersetzungen?
Im Weiteren wird der weitverbreiteten Ansicht nachgegangen, die totale Ablehnung bildlicher Darstellung
sei ein wesentliches Charakteristikum des Judentums. Zahlreiche Beispiele von der Antike bis in die
Neuzeit widerlegen dies. Allerdings wurden gelegentlich Mittel eingesetzt, um den Bildern durch
Verhüllung, Verzerrung oder Zerstörung von Gesichtern den Charakter von Abbildungen zu nehmen.
Am seltsamsten ist wohl das Paradox, dass es im 19. Jahrhundert ausgerechnet die traditionell
orthodoxen Juden waren, die Bilder ihrer Rabbiner zuliessen, während die modern gesinnten
säkularen Juden das streng ausgelegte Bildverbot – zumindest in philosophischem Sinne –
geradezu als Merkmal ihrer Identität betrachteten. Ein Rätsel, dessen Lösungsversuch
interessante Aspekte neuerer jüdischer Kultur aufzeigt.
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